Mittwoch, 19. Februar 2025

    Der 11. Teil bildet den Auftakt zur Besprechung der letzten Komponente des Gesamtmarktmodells, die als monetäre oder auch Liquiditätskomponente bezeichnet wird.

    Das Vorgehen verläuft dabei analog zu den bisherigen Teilen: Zunächst werden die berücksichtigten Datenreihen vorgestellt und dann im Anschluss jeweils einzeln betrachtet. Den Abschluss bildet dann das Modell der Komponente, für das die Datenreihen kombiniert werden.

    Aufgabe der Liquiditätskomponente

    Das Modell für die Liquiditätskomponente kommt zum Einsatz:

    1. Als Frühwarnerkennung für mögliche Markttopps.
    2. Als Bestätigung von Korrekturen, die nach einem Bullenmarkt (Aufwärtstrend) entstanden sind und deren Ausmass bezüglich Korrekturdauer und Korrektausmass noch nicht abgeschätzt werden kann.
    3. Als Bestätigung für einen „gesunden Bullenmarkt“ (ergänzt am 18.1.2025, 19 Uhr).
    4. Als Wegweiser im Countertrend-Bereich (Übergang vom Bären- in den Bullenmarkt), in Kombination mit der NET Strategie (NET steht für das Buch „Nachhaltig erfolgreich traden“).

    In den ersten beiden Fällen bedeutet eine negatives Modell der Komponente „Liquidität“, dass ich mit der Aufnahme neuer Positionen zurückhaltend agiere und je nach Investitionsgrad und offenem Portfoliorisiko die eine oder andere Position entweder mit einem engeren Verkaufstopp absichere oder Teilverkäufe zur Reduzierung der Positionen durchführe.

    Wie gehabt gilt in solchen Situationen: Ich entscheide im Context. So kam es in der Vergangenheit bereits vor, dass ich ungeachtet einer negativen Liquiditätskomponente in Unternehmen eingestiegen bin, die zu den vermeintlichen Profiteuren des Marktumfeldes gehörten.

    In vorangegangenen Beiträgen wurde mehrfach betont, dass die mittels des Daily Planner Pro umgesetzte Strategie auch NET Countertend-Signale berücksichtigt; siehe unter anderem hier und die Tabelle in diesem Beitrag. Sobald ein Countertrend-Signal generiert wird, kann das Hinzuziehen der Liquiditätskomponenten die Wahl geeigneter Kaufkandidaten verbessern.

    Auf die so erfolgende Erweiterung der NET Countertrend-Signale (die für sich genommen bereits sehr mächtig sind), wird in dieser Beitragsreihe nicht weiter eingegangen. Sobald die Situation am Aktienmarkt zu Countertrend-Signalen führt, wird dann das Thema wieder aufgegriffen.

    Verwendete Liquiditäts-Datenreihen

    Für eine Bewertung der zum Gesamtmarktmodell gehörenden Liquiditätskomponente wird auf folgende Datenreihen zurückgegriffen, die alle frei verfügbar sind (Stand: 18. Dezember 2025):

    • US 10-Year Yield:
      • Zinsniveau der 10-jährigen US Staatsanleihe.
      • Webseite: https://fred.stlouisfed.org/series/DGS10
      • Erscheinungsweise: Täglich, mit einem Handelstag Verzögerung; siehe Anmerkung im Kapitel unten, „Verfügbarkeit der Liquiditätsdaten“.
    • Moody’s Seasoned Aaa Corporate Bond Yield:
      • Moody’s Daily Corporate Bond Rendite-Durchschnitt, basierend auf Anleihen von Unternehmen mit höchster Bonitätsstufe (Aaa) mit Laufzeiten von 20 Jahren und mehr.
      • Datenbasis/Berechnung: Moody’s.
      • Webseite: https://fred.stlouisfed.org/series/DAAA
      • Erscheinungsweise: Täglich, mit einem Handelstag Verzögerung.
    • CCC & Lower US High Yield Index:
      • Hochzins-Index (Zinsrate) für US Unternehmen mit einer Bonitätsstufe von CCC oder darunter. Die Datenreihe gibt die nachgebildete Wertentwicklung von auf US-Dollar lautenden Unternehmensanleihen mit einem Rating unterhalb vom Investment Grade (entspricht der Stufe CCC und darunter), die auf dem US-Inlandsmarkt öffentlich ausgegeben werden, an.
      • Datenbasis/Berechnung: Intercontinental Exchange (ICE) und Bank of America (BofA).
      • Webseite: https://fred.stlouisfed.org/series/BAMLH0A3HYC
      • Erscheinungsweise: Täglich, mit einem Handelstag Verzögerung.
    • US High Yield Spread:
      • Der High Yield Spread misst die Differenz zwischen dem Kreditzins für Unternehmensanleihen unterhalb der Investment Grade Kategorie (welche in der Regel von kleinen, zyklischen Unternehmen ausgegeben werden) und dem entsprechenden Kassazinssatz des US-Schatzamtes.
      • Datenbasis/Berechnung: Intercontinental Exchange (ICE) und Bank of America (BofA).
      • Webseite: https://fred.stlouisfed.org/series/BAMLH0A0HYM2
      • Erscheinungsweise: Täglich, mit einem Handelstag Verzögerung.

    Weitere Erklärungen zur Berechnung der Datenreihen finden sich jeweils unter dem Kursverlauf auf den verlinkten Seiten der Federal Reserve Bank of St. Louis.

    Verfügbarkeit der Liquiditätsdaten

    Die zuvor angeführten Datenreihen stehen jeweils mit einem Handelstag Verzögerung zur Verfügung. So sind beispielsweise die am Mittwoch zur Verfügung stehenden Daten vom Vorvortag, also Montag (nach Marktschluss) und die am Wochenende verfügbaren Daten vom Donnerstag (Schlusskurs), sofern der Freitag kein Feiertag war. Diese Verzögerung ist akzeptabel, da die Aufgabe der Modellkomponente nicht darin besteht, exakte und auf den Tag genaue Ein- oder Ausstiegssignale zu generieren.

    Zudem lässt sich das Zinsniveau der 10-jährigen Staatsanleihen jederzeit auch über diverse Internetseiten, wie das Wall Street Journal, in Echtzeit abfragen.

    Interpretation der Datenreihen aus dem Liquiditätsbereich

    Entscheidend für die Deutung der Datenreihen ist weniger das absolute Niveau, sondern die Richtung, in die sich die Zinsen beziehungsweise der Zins Spread bewegen.

    Siehe hierzu auch die eingezeichneten Pfeile in unten eingefügter Grafik.

    Ein Anstieg ist negativ zu werten, ein Abwärtstrend entsprechend positiv. Schwieriger wird die Bewertung im Falle von breit angelegten Seitwärtsbewegungen.

    Spannend dürfte auch die Antwort auf die Frage sein, inwieweit Annahmen zur Zinsentwicklung in die oben genannten Datenreihen bereits eingepreist werden – oder eben auch nicht. Auch auf diese Frage gehen die folgenden Beiträge, beginnend ab Teil 12, ein.

    Natürlich gibt es auch Phasen, in denen das absolute Zinsniveau eine Rolle spielt. Als ein Beispiel wäre die Niedrigzinsphase kurz vor und dann nach/mit COVID-19 zu nennen. Auch Phasen extrem hoher Zinsen (wie in den 80’er Jahren) können als Beispiel herangezogen werden.

    Beispiel High-Yield Spread

    Der High Yield Spread Spread ist ein Echtzeit-Indikator für Investitionsströme, wobei niedrigere Spreads auf leicht verfügbares Geld für Investitionen und höhere Spreads auf angespannte Kreditbedingungen und häufig auf Mittelabflüsse aus riskanten Anlagen hinweisen.

    Die eingezeichneten roten Striche und Pfeile markieren Phasen, in den die marktbreiten Indizes, wie der S&P 500 und der Nasdaq Composite, deutlich nachgaben. Die grünen Striche und Pfeile stehen für Phasen, in denen diese Aktienindizes deutlich zulegen konnten.

    Mehr zur Interpretation in den folgenden Beitragsreihen.

    Ausblick

    Der nächste Teil betrachtet jede einzelne zur Liquiditätskomponente des Gesamtmarktmodells gehörende Datenreihe anhand mehrerer Beispiele und stellt leicht nachzuvollziehende Regeln für die Interpretation auf.