Mittwoch, 11. Juni 2025

Die abgelaufene Handelswoche stand im Zeichen des eskalierenden Streits zwischen Präsident Donald Trump und (Ex-?) Freund und vorübergehenden Wegbegleiters Elon Musk.

Dabei rückten in den Finanzmarktpublikationen die für die Aktienmärkte eigentlich wichtigen Nachrichten zumindest kurzfristig in den Hintergrund:

  1. Chinas Präsident Xi Jinping und US Präsident Donald Trump führten am vergangenen Donnerstag das erste Telefongespräch seit Beginn der zweiten Amtszeit Donald Trumps.
  2. Ergebnis:
    • In der kommenden Woche wird es erneut Verhandlungen zwischen Vertretern der beiden Länder geben.
    • Es wird kurzfristig ein persönliches Gespräch der Präsidenten Chinas und der USA, voraussichtlich in London, geben.
    • Peking hat nach eigenen Angaben einige Anträge für den Export Seltener Erden genehmigt, nachdem dieser im Rahmen des Handelsstreits komplett gestoppt worden war. Diese Nachricht dürfte zumindest ein wenig zur Entspannung der anstehenden Handelsverhandlungen beitragen, zumal Donald Trump noch vor einer Woche genau diesen Punkt angeprangert hatte; vergleiche auch den Beitrag zum Handelsplan von vor einer Woche.
  3. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine erreichte mit mehreren, parallel durchgeführten ukrainischen Drohnenangriffen auf verschiedene Militärbasen (Flughäfen) in Russland eine neue Stufe.

Die Aktienmärkte weltweit nahmen diese Punkte zum Anlass, bis zum Ende der Woche ihren Aufwärtstrend fortzusetzen.

Ende der 90-Tage Frist als „Spielverderber“?

Wie ein Damoklesschwert hängt der immer näher kommende 9. Juli als entscheidender Stichtag über den Märkten: An diesem Tag läuft die 90-tägige Pause für die von Trump Anfang April verkündeten reziproken Zölle für die EU und ungefähr fünf Dutzend Länder ab (für China endet die Schonfrist im August).

Führende Vertreter aus den Handelsministerien diverser Länder, hatte bereits direkt nach der Verkündung der 90-Tage Frist, Anfang April, darauf hingewiesen, dass dieses Zeitfenster nicht ausreichen wird, um detailliert ausgearbeitete Verträge unterzeichnen zu können. Hierfür bedarf es in der Regel 1-2 Jahre.

Trump dürfte schon aus dem Grund, nicht vollends sein Gesicht verlieren zu wollen, ein grosses Spektakel um eine Verlängerung dieser Frist inszenieren. Es käme wenig überraschend, wenn am Ende, mit dem Erreichen des 9. Julis (oder hoch dramatisch einen Tag später), dann aber doch noch eine weitere Verlängerung ausgesprochen wird. Bis es soweit ist, muss mit stärkeren Schwankungen an den Märkten gerechnet werden – voraussichtlich ab Ende Juni oder Anfang Juli, eventuell aber bereits früher.

Wichtiger Hinweis: Pfingstmontag, 9. Juni, wird in den USA regulär gehandelt.

Marktumfeld

Das Gesamtmarktmodell für die Einschätzung des Marktumfeldes steht seit Mitte der Woche auf „positiv“. Hauptverantwortlich ist die kurstechnische Komponente des Gesamtmarktmodells.

In Grafik 1 ist diese Komponente mit einem aktuellen Punktestand von +4 zu sehen. Besser geht es nicht. Zur Erinnerung: Die kurstechnische Komponente repräsentiert denjenigen Teil des Gesamtmarktmodells mit der stärksten Gewichtung.

An dieser Stelle sei der Hinweis auf die frei verfügbare, mehrteilige Serie zum Gesamtmarktmodell gegeben.

Liquiditätsseite

Insgesamt hat sich im Laufe der vergangenen fünf Handelstagen das Marktumfeld deutlich verbessert. Das gilt insbesondere auch für die Liquiditätsseite. Der aktueller Stand beträgt hier -0,25 Punkte. Die Komponente steht damit auf „neutral“. Positiv ist hier insbesondere der punkt, dass die 10- und 30-jährigen Staatsanleihen keine neuen Hochs markierten und unter der 5%-Marke blieben.

Die vor zwei Wochen dazu gemachten Ausführungen gelten allerdings weiterhin.

Sentiment Seite

Gegenüber der Vorwoche hat sich der Sentiment Bereich kaum verändert. Nach wie vor zeigen die am letzten Donnerstag veröffentlichten Umfragewerte nach AAII etwas mehr negative, wie positive Anleger bezüglich der Frage, wo der S&P 500 Index in sechs Monaten stehen wird.

Der Unterschied zwischen den beiden Lagern fällt aber wie in der Vorwoche mit unter zehn Prozent noch zu gering aus, als dass er sich nachhaltig positiv auf den Aktienmarkt auswirken könnte. Die Einstufung der Komponente bleibt daher auf „neutral“.

Allerdings ist es bemerkenswert, dass in den USA, ungeachtet der Skepsis, die marktbreiten Indizes, wie der S&P 500 und der Nasdaq Composite, weiter zulegen konnten.

Fokus auf einige wenige Branchen

An dieser Stelle wurde vor einer Woche erläutert, dass mein Hauptaugenmerk auf einige wenige Branchen gerichtet ist. So unter anderem auf den Aerospace Defense Bereich.

Angesichts des deutlich positiver gewordenen Marktumfelds erweitere ich diesen Fokus etwas und berücksichtige auch Aktien aus anderen Branchen und Industriezweigen – solange diese von einem nachhaltigen Leitthema (auch als Trendthema bezeichnet) angetrieben werden. Von einem Megatrend, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, muss die Branche dabei nicht zwangsweise profitieren, wohl aber von einem Trendthema, welches noch nicht ausgereizt (also veraltet) ist – auch wenn sich letzteres natürlich nicht immer mit Sicherheit sagen lässt.

Plan für die offenen Positionen

Europa

Der Plan für die beiden derzeit offenen europäischen Positionen wurde am vergangenen Donnerstag im Mitglieder-Webinar detailliert erörtert. Die Aufzeichnung und Unterlagen (mit Ausstiegsregeln) finden sich hier; Zugang nur für Mitglieder.

Für den Pfingstmontag besteht diesbezüglich kein Handlungsbedarf.

Kanada

Die Position in Almonty Industries, Symbol: AII, hat sich seit dem Einstieg, Ende Mai, positiv entwickelt; siehe Grafik 2. Auch hier besteht am Montag kein Handlungsbedarf.

Zu Almonty Industries sei angemerkt:

Nach dem erfolgreich antizipierten Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung und der Anschlussbewegung in den vergangenen Tagen, wäre es nicht überraschend, wenn die Aktie für 1-3 Tage korrigiert. Eine solche Korrektur erfolgt in circa zwei von drei Fällen – natürlich in Abhängigkeit des Marktumfelds und der gerade von den Marktteilnehmern favorisierten Branchen.

Kurzfristiger orientierte Swing Trader sollten daher in Erwägung ziehen, entweder die Gewinne direkt mitzunehmen oder aber mit einem engen Stopp abzusichern.

USA

Von den derzeit offenen Positionen in den USA hat sich in der vergangenen Woche LandBridge (Symbol: LB) weiter über ihrer Ausstiegsmarke halten können.

Weder für LB, nach für die übrigen US Positionen besteht am Montag Handlungsbedarf.

Plan bezüglich neuer Einstiege

Nachdem sich das Marktumfeld zumindest auf Sicht von einigen Wochen (weiter lässt sich ohnehin derzeit nicht blicken) deutlich aufgehellt hat, beabsichtige ich, im Laufe der Woche meinen Investitionsgrad weiter auszubauen.

Platz für neue Positionen bietet das Daily Planner Pro Echtzeitkonto für die Aufnahme von 2-4 neue Aktien – je nachdem, wie sich die offenen Positionen entwickeln und die Ausstiegsmarken nachgezogen werden können.

Wichtig ist daher auch, die Positionen schrittweise aufzubauen und nicht gleich zu Wochenbeginn in vier neue Werte einzusteigen.

Die Kaufkandidaten kommen dabei aus den USA oder Kanada und nur in Ausnahmefällen aus Europa. Solange die Verhandlungen im Zolltarifstreit zwischen den USA und der EU noch andauern, verzichte ich darauf, in europäische Werte zu investieren, es sei diese haben kein USA Geschäft oder kommen aus dem Aerospace & Defense Bereich.

Im zuerst genannten Fall ist es allerdings schwierig Aktien zu finden, die zusätzlich noch eine annehmbare Liquidität (durchschnittliches Tagesvolumen > 50’000 Aktien und > €3 Millionen pro Tag) aufweisen.

Was die Einstiege betrifft, behalte ich stets im Hinterkopf, dass das Marktumfeld jederzeit auch sehr schnell wieder negativ werden kann.

Ich lasse mich daher, wie in den Vorwochen, weiterhin von den folgenden Punkten „leiten“:

  1. Einschätzung des Gesamtmarktmodells und hier insbesondere die unter den zugehörigen Komponenten am stärksten gewichtete kurstechnische Komponente (derzeit positiv).
  2. Entwicklung der offenen Portfoliopositionen.
  3. Einhaltung der Risikoparameter für das Portfoliomanagement.
  4. Berücksichtigung von Aktien, die aus Branchen kommen, die von mindestens einem nachhaltigen Trendthema profitieren (wie beispielsweise KI, moderne Kriegsführung (A&D) oder auch Digitalisierung & KI, Cybersicherheit).
  5. Einstiege in Europa ziehe ich erst wieder in Erwägung, wenn der US/EU Zollstreit beigelegt worden ist. Ausnahme bilden Werte aus dem Aerospace & Defense Bereich; vergleiche dazu auch obige Anmerkungen.

Weiterer Ablauf

Im Laufe des Sonntags folgt für die Mitglieder des Daily Planner Pro bis 19 Uhr ein „Trade Alert“ Beitrag. Dort wird angeführt, in welche Aktie(n) ich bereits am Montag gedenke einzusteigen.

Zudem wird im Laufe des Montags das im Mitglieder-Webinar angekündigte Video zur Order-Aufgabe via der TWS von Interactive Brokers aufgenommen.

Handelsideen

Die Daily Planner Pro Watch List (nur für Mitglieder einsehbar) führt Aktien auf, die als potenzielle Einstiegskandidaten in den kommenden Tagen infrage kommen. Die Liste wird im Laufe des Sonntags deutlich erweitert und erscheint dann parallel mit dem „Trade Alert“ Beitrag bis 19 Uhr.

Es gibt eine ganze Liste mit über zehn Kandidaten, die derzeit interessant sind. Zwei davon werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Die folgenden Handelsideen beziehen sich beide auf den US Aktienmarkt.

In der vergangenen Woche kam es noch zu keinem Einstieg in den Software-Wert Toast Inc. (Symbol: TOST). Mit Schlusskurs vom vergangenen Freitag (über der Widerstandszone) bietet sich allerdings ein direkter Einstieg mit einer Buy Limit Order an; siehe Grafik 2.

Beachten Sie dazu zwingend den Risikohinweis am Ende des Beitrags.

Hinweis: Aktien des US Unternehmens Toast Inc. (Symbol: TOST) hat der Verfasser dieses Artikels am Sonntag, 8. Juni 2025, nicht besessen.

Eine weitere interessante Aktie, die zumindest auch indirekt von dem eingangs erwähnten Streit zwischen Donald Trump und Elon Musk profitieren dürfte, ist die zum Aerospace & Defense Bereich zählende Rocket Lab USA, Symbol: RKLB; siehe Grafik 3.

Am Donnerstag (vorletzter Handelstag im Tages-Chart) entstand ein Shake-Out Muster innerhalb der Konsolidierung, dass durch den positiven Kursverlauf am Freitag bestätigt wurde. Zudem erfolgte die Bewegung am Freitag bei überdurchschnittlichem Volumen. Beides ist positiv.

Im Falle von RKLB ist allerdings unbedingt zu beachten, dass die Aktie eine hohe Volatilität aufweist. Abgelesen werden kann diese unter anderem an dem in Grafik 3 ganz unten in blau gezeigten ATR% Indikator. Demnach weist die Aktie auf ATR(12)-Basis eine durchschnittliche Tagesschwankung von 6,7% auf.

Hinweis: Aktien des US Unternehmens Rocket Lab USA (Symbol: RKLB) hat der Verfasser dieses Artikels am Sonntag, 8. Juni 2025, nicht besessen.

Fazit

Auch die kommende Handelswoche dürfte wieder jede Menge „Geschichten aus Washington“ mit sich bringen – und immer, wenn es um Wirtschaftsthemen, wie zum Beispiel Strafzölle oder den Russland-Urkaine Krieg geht, dürften die Intraday-Bewegungen an den Märkten volatil ausfallen.

Auch wenn das Marktumfeld derzeit positiv ist und sich daher der – vorsichtige – Aufbau weiterer Positionen quasi aufdrängt, ist Skepsis angebracht:

Momentan haben die Marktteilnehmer das positive Szenario einer Einigung im Zolltarifstreit mit China, der EU und anderen bedeutenden Ländern (wie Kanada und Mexiko, sowie diverser asiatischer Länder plus Indien) eingepreist.

Jede schlechte Nachricht, jede neue Drohung Trumps in Richtung Strafzölle, dürfte daher nicht ohne wesentliche negative Auswirkungen auf die Aktienmärkte bleiben – vorausgesetzt natürlich, die Aussage wird nicht, so wie in den vergangenen Wochen häufig der Fall, innerhalb weniger Stunden gleich wieder relativiert.

Faik Giese

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