Pünktlich zum Ende der Handelswoche feuerte US Präsident Trump am gestrigen Freitag wieder einmal eine Salve von Drohungen und Ankündigungen im Zolltarifstreit mit dem „Rest der Welt“ ab. So kündigte er die Erhöhung der Zölle für importierten Stahl und Aluminium auf 50%, gültig bereits ab 4. Juni, an. Damit torpedierte er ein weitere Mal die laufenden Verhandlungen zwischen den USA und der EU.
Hinzu kamen von Trump auf seiner Social Media Plattform getätigte Aussagen, dass China sich nicht an das erst vor zwei Wochen zwischen beiden Ländern vereinbarte Vorgehen halten würde. Hintergrund ist hier offenbar, dass China die Ausfuhr sogenannter kritischer Mineralien noch gar nicht oder nur in geringem Umfang wieder aufgenommen hat.
Kritische Mineralien sind insbesondere auch für die Rüstungsindustrie von grosser Bedeutung und daher ebenfalls Thema des im Laufe der kommenden Woche startenden „Aerospace & Defense“ Kurses, der für Daily Planner Pro Mitglieder frei zugänglich sein wird.
Abermals wurde so den Marktteilnehmern vor Augen geführt, dass es unter einem Präsidenten Trump so schnell keine einheitliche Linie bei dem Thema Strafzölle geben wird.
Verfällt Trump in sein typisches Muster, dürfte zu Beginn der Woche wieder die eine oder andere positive Aussage zu den Strafzöllen kommen, getreu dem Motto: „Die Verhandlungen schreiten gut voran“ und „eine Einigung mit dem Land xyz oder der EU steht kurz bevor“.
Bleiben derartige positive Nachrichten allerdings aus, ist mit einem weiter nachgebenden Aktienmarkt in den USA zu rechnen – und damit auch in Europa.
Fokus auf einige wenige Branchen
Zu den Industriegruppen, die eine realistische Chance habe, sich von einem Abwärtstrend abzukoppeln, dürfte der Aerospace & Defense (A&D) Bereich zählen. Dieser hat sich in den vergangenen Monaten bereits mehrfach vom breiten Aktienmarktgeschehen – womit die Entwicklung des S&P 500 und Nasdaq Composites gemeint ist – loslösen können.
Sollte allerdings der S&P 500 aufgrund einer politischen Meldung oder eines Ereignisses innerhalb weniger Tage (ähnlich wie Anfang April) abermals deutlich nachgeben, dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit auch A&D Werte einer Verkaufswelle ausgesetzt sein.
Eine solche Verkaufswelle hätte allerdings den Vorteil, dass sich damit neue Einstiegsmöglichkeiten ergeben würden. Mit anderen Worten: Eine Verkaufswelle der A&D Werte wäre mir persönlich sogar willkommen!

In Grafik 1 wird im oberen Bereich der S&P 500 Index und darunter der S&P 1500 Aerospace & Defense Industriegruppenindex im Tages-Chart gezeigt. Mit dem roten Pfeil ist diejenige Phase gekennzeichnet, die unmittelbar nach der Verkündung der reziproken Zölle für über 200 Länder durch Trump am sogenannten „Tag der Befreiung“ eingeleitet wurde. Das vorübergehende Aussetzen dieser Zölle (beziehungsweise Herabsetzen auf 10%) nur wenige Tage später, stoppte schliesslich den Ausverkauf.
Eine solche Phase von Panikverkäufen kann sich natürlich am Aktienmarkt jederzeit wiederholen, selbst wenn dann der Grund ein anderer sein dürfte, als Anfang noch April. Ein denkbares Szenario wäre ein Ausverkauf, verursacht durch einen Crash des US Anleihemarkts, vor dem am Freitag der CEO von J.P. Morgan (der in den vergangenen Jahren regelmässig mit seinen Anmerkungen richtig lag) ausdrücklich für den fall warnte, sollten die beabsichtigte Steuergesetze tatsächlich vom Senat verabschiedet werden.
Daher ist es unabdingbar – und zwar unabhängig von den gehaltenen Aktienpositionen und deren zugehörige Branchen – so wie im Daily Planner Pro Echtzeitportfolio praktiziert, mit Ausstiegsmarken zu arbeiten.
Marktumfeld
Das Gesamtmarktmodell für die Einschätzung des Marktumfeldes steht derzeit auf „neutral“.
In Grafik 2 ist die kurstechnische Komponente zu sehen, die weiterhin mit einem Punktestand von +2 auf „positiv“ steht. zur Erinnerung: Die kurstechnische Komponente repräsentiert denjenigen Teil des Gesamtmarktmodells mit der stärksten Gewichtung.
An dieser Stelle sei der Hinweis auf die frei verfügbare, mehrteilige Serie zum Gesamtmarktmodell gegeben.

Ähnlich wie in der vergangenen Woche, ist allerdings der Net New Highs Indikator (über 2 Tage geglättet) für sich genommen negativ.
Mit Blick auf die Liquiditätsseite (die mit -1,75 Punkten leicht negativ ausfällt) und die anstehenden Entscheidungen bezüglich der Zolltarifvereinbarungen zwischen den USA und anderen Ländern (nicht nur der EU), entsteht der Eindruck, dass die Marktteilnehmer derzeit sehr optimistisch bezüglich des Erzielens von Vereinbarungen sind.
Etwas negativer, aber immer noch realistisch ausgedrückt, lässt sich das Gesamtmarktmodell so interpretieren, dass die Marktteilnehmer derzeit nur von Tag zu Tag denken und die mittel- bis langfristige Sicht hinten anstellen.
Liquiditätsseite
Mit einem aktuellen Stand von -1,75 Punkten hat sich die Liquiditätskomponente des Gesamtmarktmodells in den vergangenen vier Handelstagen kaum verändert. Die vor einer Woche dazu gemachten Ausführungen gelten weiterhin.
Sentiment Seite
Der Sentiment Bereich ist seit letzten Donnerstag wieder leicht negativ. Das bedeutet, die Umfragewerte nach AAII zeigen wieder mehr negative, als positive Anleger bezüglich der Frage, wo der S&P 500 Index in sechs Monaten stehen wird.
Der Unterschied zwischen den beiden Lagern fällt aber mit neun Prozent derzeit noch zu gering aus, als dass er sich nachhaltig positiv auf den Aktienmarkt auswirken könnte. Die Einstufung der Komponente bleibt daher auf „neutral“.
Plan für die offenen Positionen
Europa
Bezüglich der beiden offenen europäischen Positionen sehe ich derzeit noch keinen Handlungsbedarf. Aufgrund von Gewinnmitnahmen wurde die Positionsgrösse beider Werte, Fincantieri (Italien; siehe Grafik 3) und Hensoldt (Deutschland; siehe Grafik 4), bereits deutlich reduziert. Zudem gehören beide Werte der Rüstungsindustrie an (vergleiche obige Anmerkungen).

Weiterhin werden die Werte genau beobachtet, um sie gegebenenfalls kurzfristig zu verkaufen. Dies gilt insbesondere für den besonders stark gelaufenen italienischen Schiffsbauer Fincantieri (siehe obige Grafik 3).

USA
Von den derzeit offenen Positionen in den USA hat sich in der vergangenen Woche LandBridge (Symbol: LB) am schlechtesten entwickelt. Die Aktie steht kurz davor ausgestoppt zu werden. Auf die Portfolio-Gesamtperformance hat sich dies kaum negativ ausgewirkt, weil sich die anderen offenen Positionen gehalten beziehungsweise positiv entwickelt haben.
Hier besteht ebenfalls kein Handlungsbedarf.
Besonders erfreulich hat sich am Freitag die Palantir Position entwickelt; siehe Grafik 5. Hier ist es nunmehr an der Zeit, aktiv zu werden (siehe entsprechenden, bis Sonntagabend, 19 Uhr, erscheinenden Mitgliederbeitrag).

Bezüglich der offenen US Positionen warte ich also mindestens den Montag ab, wie sich diese entwickeln.
Für den weiteren Wochenverlauf gilt:
Ich entscheide jeden Abend für jede Aktie zwischen 18:30 und 19 Uhr, ob ein Ausstieg jeweils bereits vor Erreichen der Ausstiegsmarke sinnvoll ist.
Plan bezüglich neuer Einstiege
Eine klare Tendenz ist derzeit am Aktienmarkt nicht zu erkennen. Zu sehr ist das Marktumfeld von politischen Meldungen und Ereignissen geprägt.
Ich lasse mich daher weiterhin von den folgenden Punkten „leiten“:
- Einschätzung des Gesamtmarktmodells und hier insbesondere die unter den zugehörigen Komponenten am stärksten gewichtete kurstechnische Komponente (derzeit positiv).
- Entwicklung der offenen Portfoliopositionen.
- Einhaltung der Risikoparameter für das Portfoliomanagement.
- Berücksichtigung von Aktien, die aus einer Branche kommen, die von mindestens einem Leitthema profitiert (wie beispielsweise KI, moderne Kriegsführung (A&D) oder auch Digitalisierung & KI, Cybersicherheit).
- Einstiege in Europa ziehe ich erst wieder in Erwägung, wenn der US/EU Zollstreit beigelegt worden ist. Ausnahme bilden Werte aus dem Aerospace & Defense Bereich; vergleiche dazu auch obige Anmerkungen.
Im Portfolio befinden sich derzeit fünf Werte, für die noch die erste Ausstiegsmarke (Initial Stop) gilt.
Im Laufe des Sonntags folgt für die Mitglieder des Daily Planner Pro bis 19 Uhr ein Beitrag, wie ich gedenke mit den offenen Positionen umzugehen und meinen Investitionsgrad leicht auszubauen, ohne das Portfoliogesamtrisiko gravierend zu erhöhen.
Zudem erscheint im Laufe der Woche ein Beitrag zum Thema „Ausstieg“, in dem auf die Frage eingegangen wird, wann der anfängliche Verlustbegrenzungsstopp angehoben wird und wann ein frühzeitiger Ausstieg noch vor Erreichen des Verlustbegrenzungsstopps Sinn machen kann.
Handelsidee
Die Daily Planner Pro Watch List (nur für Mitglieder einsehbar) führt Kandidaten auf, die als potenzielle Einstiegskandidaten in den kommenden Tagen infrage kommen.
Der Software Wert Toast Inc. (Symbol: TOST) steht ebenfalls auf der Liste und hat am vergangenen Freitag ein mustergültiges Shake-Out Setup ausgebildet; siehe Grafik 6.
Da das entstandene Setup in ein Modellbuch zum Shake-Out Pattern aufgenommen werden könnte, habe ich die Aktie – die auch fundamental mit hohen Wachstumsraten zu überzeugen weiss – hier angeführt.
Achtung: Dieser Wert ist aufgrund des aktuell zu grossen offenen Portfolio-Risikos im Rahmen des Daily Planner Pro für den kommenden Montag, 2. Juni, kein Einstiegskandidat.
Beachten Sie zwingend den Risikohinweis am Ende des Beitrags.

Hinweis: Aktien des US Unternehmens Toast Inc. (Symbol: TOST) habe ich zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels, am Samstag, 31. Mai 2025, nicht besessen.
Fazit
Je näher das Ende der von Trump Anfang April gewährten, 90-tägigen Fristerstreckung der reziproken Zölle naht, um so nervöser werden nicht nur die Vertreter der einzelnen Ländern, sondern anscheinend auch der US Präsident höchstselbst.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die plötzlich vorgezogenen Fristen für Strafzölle in einzelnen Branchen, wie sie am Freitag von den USA für Stahl- und Aluminium-Importe angekündigt wurden, ein Einzelfall bleiben werden.
Der Daily Planner Pro wird sich daher weiterhin auf die wenigen Leitthemen und Branchen fokussieren, die weniger betroffen sind und bestenfalls sogar noch von dem derzeit stattfindenden Wandel der Wirtschaft und Weltordnung insgesamt profitieren können, wie dem Aerospace & Defense sowie Cyber Security und in Teilen auch dem KI Bereich.
In jedem Fall wird uns die hohe Marktvolatilität erhalten bleiben.
Faik Giese
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