In den vorherigen Teilen 3 bis 5 wurden die Untermodelle zur Komponente „Verhalten Einzelaktien“ vorgestellt und die durch Zusammenführung der Untermodelle entstehenden Ergebnisse anhand von Beispielen diskutiert.
In diesem letzten Teil zur Komponente „Verhalten von Einzelaktien“ wird ein Modell vorgestellt, welches kurzfristige Signale generiert, die konträr zum Gesamtmarktmodell oder auch zum Modell für das „Verhalten von Einzelaktien“ laufen können.
Modell zur Identifikation kurzfristiger Trends
Das Modell versucht nach stärkeren Korrekturen im Bullenmarkt, kurzfristige Wendepunkte innerhalb des Aufwärtstrends zu identifizieren.
Die Signale sind kurzfristiger Natur. Das heisst, es werden Erholungen von 1-3 Tagen identifiziert. Natürlich können sich daraus aber auch langfristigere Bewegungen ergeben – nur weiss ist natürlich in dem Moment, wo ein Signal generiert wird, nicht zu erkennen, wie lange die Erholung andauern wird.
Das Modell fliesst nicht in das Gesamtmarktmodell ein. Die Erklärung folgt weiter unten.
Hier das Regelwerk für das Identifizieren kurzfristiger Wendepunkte im S&P 500 oder auch Russell 1000 Index:
Modell für die Kaufseite:
- Der S&P 500 Index liegt über seinem Gleitenden 200-Tage Durchschnitt (MA200).
- Es liegen weniger als 20% der zum Russell 1000 Index gehörenden Aktien über ihrem MA20. Zusätzlich muss der S&P 500 gestern oder heute ein neues 10-Tage Tief markiert haben.
- Alternativ kann auch der Stochastik %K(5,3) direkt auf den Index angewendet werden; ein Signal wird in dem Moment generiert, wo der Stochastik unter die Marke von 10 fällt.
- Das Signal wird ausgelöst, wenn am Tag nach der Signalgenerierung der S&P 500 bzw. Russell 1000 Index sein Vortageshoch übertrifft. Ist dies nicht der Fall, ist das Signal auch noch einen Tag später gültig.
Die folgende Grafik 1 zeigt im oberen Bereich den S&P 500 Index mit einem MA200. Darunter den Stochastik Indikator sowie die Anzahl der zum Russell 1000 gehörenden und über ihrem MA50 liegenden Aktien. Eingezeichnet sind die Tage, an denen ein Signal generiert wurde.

Modell für das Identifizieren von Markt-Topps:
Markt-Topps lassen sich – wenn überhaupt – nur sehr schwer identifizieren. In dem Buch „Nachhaltig erfolgreich traden“ habe ich vollständig darauf verzichtet, Markt-Topps zu identifizieren, weil ich diese Vorgehensweise für unsinnig halte. An dieser Einschätzung hat sich auch neun Jahre nach Erscheinen des Buchs nichts geändert.
Das nicht lösbare Problem bei dem Versuch, Markt-Topps zu identifizieren, besteht darin, dass eine fehlerhafte Identifizierung automatisch zu einem Verpassen der Fortsetzung der Aufwärtsbewegung (also des Bullenmarktes) führt.
Natürlich gibt es Möglichkeiten, „überreizte“ Aktienmärkte zu identifizieren. Dies sollte stets in Kombination mit Datenreihen aus anderen Bereichen, wie beispielsweise Stimmungsindikatoren, erfolgen. Wichtig ist dann aber, nur weil eine Kombination von Indikatoren eine überkaufte Situation anzeigt, nicht alles auf die Bärenmarktkarte zu setzen.
Berücksichtigung des Modells
Die Idee des Modells ist rein psychologischer Natur.
Wie in Grafik 1 zu sehen ist, generiert obiges Modell während Aufwärtsphasen regelmässig Signale. Nicht selten kommt es dabei vor, dass das Gesamtmarktmodell oder auch das Modell für die Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ erst wenige Tage vorher negativ geworden ist. Das ist in sich ein Widerspruch.
Zur Illustration ist in Grafik 2 neben dem S&P 500 Index und den beiden aus Grafik 1 bekannten Datenreihen zusätzlich das Modell für die Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ eingefügt worden.

Es wäre wenig plausibel, wenn sich die Einschätzung für das Gesamtmarktmodell oder das Modell für die Komponente von positiv auf negativ ändern würde, nur weil der breite Markt stark ausverkauft und mit einer kurzfristigen Erholung zu rechnen ist.
In obiger Grafik 2 sind die kurzfristigen Signale für August bis Oktober zu sehen. Zu der Zeit war das Modell für die Komponente „Kursverhalten Einzelaktien“ bereits seit 6. September 2023 negativ und verblieb bis Anfang November in diesem Zustand; siehe auch vorherigen Teil 5.
Interpretation:
Wird also in einem Bullenmarkt nach einer deutlichen Korrektur, die das Gesamtmarktmodell hat negativ werden lassen, ein kurzfristiges Signal für die Kaufseite generiert, heisst das lediglich, dass mich eine Gegenbewegung (=Erholung) für zumindest einige wenige Tage nicht überraschen kann – ein aus psychologischer Sicht nicht unwichtiger Aspekt.
Einsatz des Modells und NET Signale
Kauf-Signale, die von dem obigen kurzfristig, orientierten Modell identifiziert werden, bleiben unberücksichtigt. Stattdessen wird darauf gewartet, dass das Modell für die Komponente, vorgestellt im vorherigen Teil dieser Beitragsreihe, grünes Licht gibt.
Aus genau diesem Grund werden auch die Trendfolgesignale der im Buch „Nachhaltig erfolgreich traden“ (NET) vorgestellten Strategie nicht direkt umgesetzt. Im Sinne der BSA Philosophie wird stattdessen auf eine Bestätigung dafür zu warten, dass der breite tatsächlich wieder nach oben gedreht hat.
Für die Identifikation von Topps in Bullenmärkten wird das Modell mit Sentiment Datenreihen kombiniert. Dazu im nächsten Teil dieser Beitragsreihe mehr.
Ausblick
Im nächsten Teil wird auf die Sentiment Komponente des Gesamtmarktmodells eingegangen.